Geschichte der Gemeinde Lumnezia

Die Gemeinde Lumnezia ist am 1. Januar 2013 mit der Fusion von Vrin, Lumbrein, Vignogn, Degen, Vella, Morissen, Cumbel und Suraua geboren. Lumnezia ist eine romanische Gemeinde mit gut 2100 Einwohnern. Die Gemeinde Lumnezia erstreckt sich über eine Fläche von 16‘543 Hektaren vom Talportal Porclas bis zur Greina Hochebene an der Tessinergrenze. Das Siedlungsgebiet der Gemeinde Lumnezia liegt zwischen 900 und 1550 Meter über Meer.

Die erste Erwähnung des Namens datiert circa aus dem Jahre 840 und ist im Reichsgutsurbar zu finden. Die Begriffe in diesem Dokument lauten Leugunutia, Leunizze, Leunicia für Lumnezia. Die Gemeinden Surcuolm und Duvin waren Teil des Kreises Lumnezia. Surcuolm und die Nachbargemeinde Flond haben sich im 2009 zur Gemeinde Mundaun zusammengetan, die dann wiederum am 1. Januar 2016 mit der Gemeinde Obersaxen zur Gemeinde Obersaxen Mundaun fusionierte. Duvin ist seit dem 1. Januar 2014 Teil der Gemeinde Ilanz/Glion. Der 1851/54 geschaffene Kreis Lumnezia entsprach territorial dem alten Hochgericht. Infolge der territorialen und strukturellen Neugestaltung in Graubünden wurde der Kreis Lumnezia/Lugnez per Ende 2014 abgeschafft.

Aus der frühen bis mittleren Bronzezeit datiert die Siedlung Crestaulta bei Surin (Nachbarschaft Lumbrein), deren Fundinventar auf eine sesshafte Bauern- und Hirtenkultur schliessen lässt. Für die späte Bronzezeit ist in Vella eine Siedlung nachgewiesen, während für Uors und Surcasti Einzelfunde bezeugt sind. Römische Münzen wurden in Vella, Lumbrein und Degen gefunden. Das wohl zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert erbaute Gotteshaus St. Vinzenz in Pleif bei Vella ist eine klassische Talkirche. Die grosse Pfarrei umfasste bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts neben der Talschaft Lumnezia auch das Valsertal. Vals bildete ab ca. 1300, Fraissen (heute Nachbarschaft Degen) ab 1345 eine eigene Pfarrei. Der Ablösungsprozess der übrigen Pfarreien dauerte vom 16. bis ins 20. Jahrhundert und wurde 1910 mit Peiden abgeschlossen. Als einzige Gemeinde in Lumnezia trat Duvin 1526 zur Reformation über.

Das im Reichsgutsurbar genannte Königsgut wurde bereits im 9. Jahrhundert unter einer grossen Zahl von Lehensträgern aufgeteilt. Der bedeutendste war der Bischof von Chur. Im 13. und 14. Jahrhundert gelang es den Freiherren von Belmont, verschiedene kleinere Herrschaften zusammenzufassen. Mit Hilfe der Lugnezer setzten sie sich 1352 in einer Fehde gegen die Grafschaften von Werdenberg-Sargans durch. Nach einer Ende des 18. Jahrhunderts aufgezeichneten Sage sollen die Lugnezerinnen bei Porclas die Schlacht entschieden haben. Nach dem Tod des letzten Belmont 1371 ging die Vogtei an die Freiherren von Sax-Misox über, die Einheimische als Untervögte einsetzten. 1395 traten die Lugnezer gleichberechtigt mit den Herren von Sax-Misox dem Landfriedensbündnis von Ilanz bei, einem Vorläufer des Grauen Bundes. 1457 erliessen die in Lugnez wohnhaften Romanen ein Abwehrgesetz gegen fremde Einwanderer, das sich nicht nur gegen die Walser, sondern auch gegen die Leute von Blenio richtete, die immer mehr Alpen auf Lugnezer Territorium aufkauften. 1483 veräusserte Johann Peter von Sax-Misox seinen Besitz in Lumnezia an den Bischof von Chur. 1538 erfolgte der Loskauf der bischöflichen Rechte. Innerhalb des Oberen Bundes bildeten die beiden Gerichtsgemeinden Vals und Lumnezia das Hochgericht Lumnezia. Die niedere Gerichtsbarkeit übte dabei ein Mistral (Kreispräsident) für Lumnezia bzw. ein Ammann für Vals aus.

In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts erlebte Lumnezia eine Hochblüte der rätoromanischen geistlichen Literatur und eine rege Bautätigkeit (Kirchen). Der rätoromanische Teil von Lumnezia gehörte seit jeher zur Zone der inneralpinen Autarkiewirtschaft. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte eine starke Auswanderungsbewegung in die USA und nach Frankreich ein.

Die Rationalisierungsmassnahmen nach dem 2. Weltkrieg führten zu einer deutlichen Reduktion der landwirtschaftlichen Betriebe. Die starke Abwanderung konnte erst durch den beginnenden touristischen Aufschwung gestoppt werden, welcher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem durch Thermalbäder hervorgerufen wurde. Das Bad in Peiden genoss in dieser Zeit grosse Anziehungskraft und wurde vor allem durch die Zürcher Damen besucht.

Ab 1870 erfolgte die schrittweise Erschliessung des Tales. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts ist der Greinapass für den Güter- und Viehverkehr genutzt worden. Durch den Bau der Strasse entwickelte sich Ilanz zum wichtigsten Umschlagsplatz für die Talschaft. Seit etwa 1900 bieten die aufstrebenden Fremdenkurorte Graubündens während der Wintersaison auch der Bevölkerung in Lumnezia Beschäftigungsmöglichkeiten. Heute verfügt Lumnezia dank den im Jahre 1970 erbauten Bergbahnen über einen guten Zugang ins Skigebiet Obersaxen/Mundaun und mit der Eröffnung des Badesees Davos Munts Ende des letzten Jahrhunderts erlangte auch der Sommertourismus wirtschaftliche Bedeutung für die Gemeinde. Von touristischer Bedeutung geworden ist auch die Nachbarschaft Vrin durch das intakte Dorfbild, welches 1998 mit dem Wakker-Preis ausgezeichnet wurde.

Die Greina hat sich zu einem beliebten Wandergebiet entwickelt. Nachdem verschiedene Projekte für den Bau von Elektrizitätswerken mit einem Staudamm in der Greinaebene scheiterten, wurde die Landschaft 1996 unter nationalem Naturschutz gestellt. Der Weg zur Terrihütte würde durch den Bau der Hängebrücke erheblich sicherer. Diese wurde im Sommer 2019 eingeweiht und mit dem Prix Rando ausgezeichnet. Der Preis würdigt Wanderwege, welche die Qualitätsziele auf herausragende Weise erfüllen und zudem sorgfältig geplant und nachhaltig gebaut wurden. Der vom Verband Schweizer Wanderwege organisierte nationale Wettbewerb wird durch das Bundesamt für Strassen ASTRA unterstützt.